- 9 Kilometer, 110 Höhenmeter
- leichte Wanderung mit vielen schönen Aussichten
- sehr schön für Kinder
- mit Hund 🐕 geeignet
Ein schöner Rundweg am Westerwald
Waldaubach liegt noch im Nebel, als ich morgens meine Tour beginne. Im Tal hat es die Sonne schon geschafft, sich durchzukämpfen. Ich hoffe also, dass sie hier auch noch rauskommt. Ich habe mich heute für den Waldaubacher Sagenweg entschieden, weil in und um Waldaubach sehr viel Schnee liegt. Meine Königspudelhündin Hanny und ich starten also mit voller Ausrüstung, Schneehose, feste knöchelhohe Wanderschuhe, Mütze, Handschuhe und Winterjacke. Ich muss bald feststellen, dass das nicht ausreichend war.
Waldaubach und wo der Sagenweg startet
Mitten im westerwälder Dorf Waldaubach beginnen wir unsere Wanderung. Es ist der erste Advent und der Dorfbrunnen ist zu einem Adventskranz geschmückt. Leider leuchtet kein Licht. Vielleicht weil dieser ziemlich zugeschneit ist, denn der Ort liegt 583m ü.N.N. und hat deutlich mehr Schnee als Haiger, wo ich herkomme und was nur wenige Kilometer entfernt liegt.

Der zur Gemeinde Driedorf gehörende Ort wurde bereits 1447 das erste Mal schriftlich erwähnt und hatte damals eine gute Lage, dadurch das ganz in der Nähe die Fernhandelsstrasse von Köln nach Leipzig verlief. Der eher kleine Ort mit knapp 400 Einwohnern liegt in Hessen ganz in der Nähe des Dreiländerecks, denn es grenzt an Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen.
Neben dem Dorfbrunnen und somit dem Adventskranz, gibt es eine Informationstafel zu dem Weg. Man sieht, um welche Sagen es sich handelt. Sie beziehen sich alle auf die Besonderheiten umliegender Ortschaften und verteilen sich über den kompletten Weg hinweg. Ich bin gespannt und laufe los.

Das Naturschutzgebiet Feuerheck und die erste Sage
Durch den Ort beginnt der Weg in nördliche Richtung parallel zur Hauptstraße über einen verschneiten Weg zur ersten Sage. Der Schnee ist festgefahren und der Weg lässt sich gut laufen.

Ich stoße bald auf das Naturschutzgebiet Feuerheck. Es handelt sich um ein reines Waldgebiet, welches durch vielfältige Tierarten unter Naturschutz steht. Hier finde ich auch das erste Sagenschild. Es ist so stark zugeschneit und -gefroren, dass ich es kaum freigekratzt bekomme.
Hier geht es um die Sage der Wichtel und sie bezieht sich auf den Bachlauf von Erdbach. Er verschwindet in tiefe Felsspalten und kommt erst 14 Stunden später wieder ans Tageslicht. Er verläuft tatsächlich ein Stück unterirdisch.
Die Sage jedoch erklärt das Versinken des Bachlaufs damit, dass sich die Wichtel, aufgrund ungerechtfertigter Beschuldigungen an den Bauern rächen wollten und diesen das Wasser abzapften. Sie gaben es aber an anderer Stelle zurück, als die Bauern die Beschuldigung zurücknahmen.
Das Naturschutzgebiet Rückerscheid mit Aubachtal und die zweite Sage.
Ich verlasse den Weg am Rande des Naturschutzgebietes nach rechts und überquere die Hautverkehrsstrasse, die nach Waldaubach führt. Hier beginnt nun das Naturschutzgebiet Rückerscheid mit Aubachtal.
Wie der Name schon sagt, fließt hier die Aubach. Ihre Ufer sind mit Schnee bedeckt und vereist.

Das Naturschutzgebiet ist eine im Westerwald typische Waldweide. Hier gibt es schützenwerte Pflanzen, wie zum Beispiel Wildorchideen, aber auch eine Schmetterlingsart, die es nur noch am Westerwald gibt. Entlang diesen Gebietes laufe ich Richtung Heisterberg.

Schon bald erreiche ich das nächste zugeschneite Schild. Es handelt sich um eine Sage zum Barstein oder auch Bartenstein in Gusternhain. Die Bartensteine sind ein 750m langer Bergrücken, dessen Basaltspitze auf 617m ü.N.N. liegt. An ihnen entlang verläuft der Westerwaldsteig. An gleicher Stelle verlief früher im Mittelalter die alte Rheinstrasse, die Dillenburg mit Koblenz verband. Der Basalt liegt hier frei und es gibt schöne Basaltformationen zu sehen.
In der Sage dazu, wirft ein Sänger einem gemeinem Grafen seine Untaten vor, was sich dieser nicht gefallen lässt und ihn am Bartenstein festschmiedet. Der von zwei Raben umsorgte Sänger überlebte und als der Graf eines Tages zu den Bartensteinen kommt und ihn singen hört, befreit er ihn. Seitdem ist der Graf kein Unmensch mehr gewesen.
Winterwonderland und die dritte Sage
Ich tauche ein in einer wunderschöne Winterlandschaft und laufe Richtung Hohenroth.






Ich stoße hier auf den Westerwaldsteig, der nun ein langes Stück mit dem Sagenweg läuft.

Neben mir fahren Kinder Schlitten und toben im Schnee, ansonsten ist es sehr ruhig. Ich muss immer wieder stehen bleiben, um Fotos zu machen, so schön ist die Schneelandschaft. Die Sonne bricht hier und da durch und es wirkt verwunschen.

Durch weite Wiesen und Felder stapfe ich durch den Schnee zum nächsten Schild und somit zur nächsten Sage. Sie bezieht sich auf die alte Schule in Erdbach. Das in 1910 und 1911 erbaute Gebäude beherbergt heute das Museum von Breitscheid-Erdbach und die Sage beschreibt die Rache der Frau Holle, die zu Ostern Schnee fallen lässt und sich holt was ihr zusteht.
Tiefschnee, Weihnachtsstimmung und die vierte und fünfte Sage
Vor Hohenroth biege ich nach rechts ab und überquere wieder die Hauptverkehrsstraße, die nach Waldaubach in Richtung Fuchskaute führt. Die Straße verläuft parallel zu meinem Weg, aber zumindest durch den Nebel und den tiefen Schnee und vielleicht auch, weil draußen nicht viel los ist, bekomme ich davon nicht viel mit. Bisher waren die Wege gut zu laufen, da es Spurillen von Traktoren gab, wo der Schnee fest war. Doch jetzt stapfe ich stets aufwärts durch den tiefen Schnee, der mir bis zu den Schienbeinen reicht. Er ist fest und ein Schritt fühlt sich an wie zwei. Aber das macht gar nichts, denn es ist einfach traumhaft schön! Hanny hat dicke Schneebälle an den Beinen hängen und mittlerweile auch im Gesicht. Sie freut sich auch über den schönen Schnee und tobt freudig darin herum.




Ich laufe auf die verschneiten Tannen zu, wo das Schild mit der nächsten Sage zu finden ist. Eine kleine Kutsche ist dazu aufgebaut. Die Sage bezieht sich auf das Junkernschloss in Driedorf und das Beilsteiner Schloss. Es ist die Sage der Kutsche mit sechs Schimmeln, die eine Verbindung beider Schlösser beschreibt.







Durch die schneebedeckten Tannen zu laufen ist zum ersten Advent sehr weihnachtlich. An ihnen entlang und durch sie hindurch laufe ich zu einer Anhöhe mit einem Rastplatz, von wo aus man eine tolle Aussicht auf Waldaubach hat. Neben dem Rastplatz gibt es auch noch eine Relaxliege, die ich nicht wirklich nutzen kann. Am Tisch versinkt meine Flasche mit Tee tief im Schnee.
Zwischen Liege und Tisch steht ein Pferd aus Holz und ein Schild mit der 5. Sage. Sie bezieht sich auf Mademühlen und dem Fürst und dem Schimmelfohlen. Ich mache eine kurze Rast und genieße meinen warmen Tee im Schnee und der Sonne, die kurz vorbei geschaut hat.


Am Westerwaldsteig zur sechsten und siebten Sage
Weiter am Westerwaldsteig geht es in Richtung Fuchskaute bergauf auf über 600 m.ü.N.N. Oberhalb von Waldaubach gelange ich zu einer Bank mit einem dekorierten Stein an der Seite und dem Schild zur 6. Sage, dem Seitenstein in Hellenhahn-Schellenberg bei Rennerod.

Es handelt sich um eine Felserhebung, die 20m aus dem Boden ragt. Um ihn gibt es viele Erzählungen und Legenden, zum Beispiel, dass der Stein ein Schloss gewesen sein soll, indem eine weiße Jungfrau ihrer Erlösung harrt, oder die Geschichte vom Schatz, den Berggeistern und dem Zwerg.
Nicht weit von der 6. Sage kommt schon die 7. Sage vom Schinderhannes und dem Pfarrer, dem er sein Pferd gestohlen hat.
Westerwaldsteig meets Rothaarsteig und die achte und neunte Sage
Ich bin nun nicht mehr weit von der Fuchskaute entfernt und überlege einen Abstecher zu machen, denn es ist immer wieder schön dort. Sie ist der höchste Berg bzw. Hochplateau im Westerwald und liegt auf 657m.ü.N.N. Als Kind war ich schon oft mit meinen Eltern dort und ich erinnere mich daran, dass die Schneeleitstangen nur noch wenig Platz nach oben ließen. Da ich mittlerweile trotz Schneekleidung ziemlich nass bin und mir langsam kalt wird, entscheide ich mich jedoch gegen die Fuchskaute. Ich lasse sie links liegen und laufe zur 8. Sage, die der Trolle in den Trödelsteinen bei Burbach. Unter dem Schild hat sich ein kleiner Troll hinverirrt.

Der Westerwaldsteig geht weiter hoch zur Fuchskaute, wo er auf den Rothaarsteig trifft. Ich wechsele also von Westerwaldsteig auf Rothaarsteig und laufe Richtung Rabenscheid. Mittlerweile hat es die Sonne geschafft vollends durch den Nebel zu stoßen und es dauert nicht lang bis überall Menschen zu sehen sind. Der Tag hat sich zu einem sonnigen Wintertag entwickelt und es ist schön, dass so viele Menschen ebenfalls genießen.






Ich komme zu einer Schutzhütte mit Relaxschaukel, an der ein Holzhund befestigt ist. Hier finde ich das Schild zur 9. Sage, der des wilden Jägers bei Waldaubach, die sich auf die Fuchskaute bezieht.


Am Rothaarsteig zur zehnten Sage
An einer Kreuzung steht links eine Bank mit kleinen Balsaltblöcken in Form der Ketzersteinen, einem Jungen und einem Kalb aus Metall. Der Junge zeigt in Richtung Weissenberg, denn dort stehen die Ketzersteine, auf die sich die 10. Sage bezieht.

Bei der Sage Katzhausen und Ketzersteine handelt es sich um einen Jungen aus dem Dorf, dem ein Kalb abhanden gekommen ist, welches er bei den Ketzersteinen wiederfand. Man erzählte von Hexen, die bei gespenstischem Feuerschein um die Steine tanzten. Der Junge rettet das Kalb vor den dunklen Gestalten im Feuerschein.
Der Weg links führt zu den Ketzersteinen, wo ich generell auch gerne hinlaufe, aber aus dem gleichen Grund, warum ich nicht zur Fuchskaute gegangen bin, gehe ich auch jetzt weiter. Die sagenumwobene Runde neigt sich dem Ende, doch sind noch zwei Sagen offen.
Rückweg zum Auto und die letzten zwei Sagen.
Auf einem gefestigten Weg, führt dieser nun bis nach Waldaubach und zurück zum Auto.

Ich finde die 11. Sage und warum der Höllkopf Höllkopf heißt. Er ist mit 642m.ü.N.N. und ist einer der höchsten Berge des hessischen Westerwaldes.
Doch warum heißt er Höllkopf? Die Sage meint, dass die Frau eines Holzknechtes den Teufel heraufbeschworen hat und dieser dem Knecht abverlangte, dem Teufel sein Leben zu verschreiben. Er dafür würde seine Frau mitnehmen, weil diese böse ist. Der Knecht und der Teufel verbündeten sich also.
Kurz vor Waldaubach komme ich zu einem großen Hof mit kleinem Hofladen wo sich die letzte Sage findet, die der wilden Weiber in Langenaubach. Der Fels ist heute noch als das Wildweiberhäuschen bekannt.

Der Sagenweg ist nicht nur landschaftlich wunderschön, sondern mit den Sagentafeln und den zugehörigen Dekorationen ganz toll gestaltet. Viele Bänke und Schutzhütten bieten eine Rast am Weg und einige davon mit toller Aussicht. Schön ist auch, dass der Weg und viele Sehenswürdigkeiten und Landschaften zu verlängern ist. Der Weg bietet sich auch unbedingt mit Kindern an, denn es ist spannend nach den Sagen und den zugehörigen Geschichten zu suchen! Man kann die Runde auch kürzen, falls sie zu lang sein sollte.
Die Sehenswürdigkeiten, auf die sich die Sagen beziehen, sind alle toll und können besucht oder bewandert werden, was sich wirklich lohnt.

Vielleicht habt ihr auch Lust auf andere meiner Wanderungen!